Was hat virtuelles Wasser mit dem Konsum von Lebensmitteln zu tun?
Als Verbraucher denken wir bei Lebensmitteln oft nur an den “sichtbaren Wasserbedarf”, zum Beispiel beim Waschen von Obst und Gemüse, aber auch beim Trinken und Kochen. In Deutschland verbraucht eine Person aktuell am Tag ungefähr 120 Liter.
Doch es gibt auch eine ganz andere Art von Wasser, die für die Lebensmittelproduktion verwendet wird, aber nicht direkt sichtbar ist – das sogenannte “virtuelle Wasser”. Virtuelles Wasser bezieht sich auf das Wasser, das für die Produktion von Lebensmitteln verwendet wird, aber nicht direkt Teil des Endprodukts ist. Dies umfasst zum Beispiel das Wasser, das für die Bewässerung von Pflanzen, die Fütterung von Tieren und die Herstellung von Düngemitteln verwendet wird.
Der Begriff “virtuelles Wasser” wurde erstmals in den 1990er Jahren vom britischen Wasserforscher Tony Allan eingeführt, um auf die verborgenen Wasserauswirkungen der Lebensmittelproduktion aufmerksam zu machen. Allan argumentierte, dass die globalen Märkte für Lebensmittel ein “virtuelles Wassernetzwerk” bilden, bei dem Wasser aus wasserreichen Regionen in wasserarme Regionen transportiert wird, indem es in Form von Lebensmitteln und landwirtschaftlichen Produkten importiert wird.
Es ist erstaunlich zu sehen, wie unterschiedlich die virtuellen Wasserbedarfe für verschiedene Lebensmittel sein können. Zum Beispiel benötigt ein Kilogramm Rindfleisch 15.415 Liter virtuelles Wasser, während ein Kilogramm Weizen nur 962 Liter virtuelles Wasser erfordert. Dies liegt daran, dass für die Fleischproduktion eine große Menge an Wasser für die Fütterung der Tiere und den Anbau von Futtermitteln benötigt wird.
Quelle: BUND Heidelberg
Aber nicht nur Fleisch, auch viele vegane Lebensmittel, weisen einen höheren virtuellen Wasserverbrauch auf. Die Menge an virtuellen Wasser, die für die Produktion der Lebensmittel erforderlich ist, hängt jeweils auch von Faktoren wie geografische Lage des Anbaugebiets, Klima, Bodenbedingungen und der Art des Anbaus ab.
Hier sind einige besonders “durstige” Beispiele:
1 Liter Milch ____ bis zu 1000 Liter virtuelles Wasser
1 Liter Wein ____ 1000 – 1500 Liter
1 kg Kaffee ____ 21 000 Liter!
1 kg Kakao ____ 27 000 Liter!
1 kg Käse ____ bis zu 5000 Liter
1 kg Mandeln ____ bis zu 1000 Liter
1 kg Reis ____ 3000 Liter
1 kg Weizen ____ 500 – 1000 Liter
1 kg Weintrauben ____ 500 – 1000 Liter
1 kg Kartoffeln ____ 300 – 500 Liter
1 kg Tomaten ____ 200 – 300 Liter
Der virtuelle Wasserverbrauch ist besonders problematisch, wenn in trockenen und wasserarmen Ländern nicht genügend natürliche Wasserressourcen zur Verfügung stehen. Dann kann eine Übernutzung der Wasservorkommen mit ganz realem Wassermangel die Folge sein.
Auch hat der Verbrauch von virtuellen Wasser Auswirkungen auf den globalen Wasserhaushalt. Ein großer Teil des virtuellen Wassers, das für die Lebensmittelproduktion verwendet wird, stammt aus wasserarmen Regionen, was zu Konflikten um die Wasserverteilung führen kann. Im überwiegend regenreichen Mitteleuropa kann der Wasserbedarf zur Herstellung von Waren in der Regel ohne Übernutzung der Wasservorkommen gedeckt werden.
Eine vegane, regionale Ernährung leistet daher einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung des virtuellen Wasserverbrauchs. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Produktion von Fleisch und Milchprodukten im Vergleich zu pflanzlichen Lebensmitteln einen deutlich erhöhten virtuellen Wasserverbrauch hat.
Zusammenfassend kann gesagt werden, wer sich vegan oder zumindest vegetarisch ernährt, saisonal und regional einkauft, spart global Wasser. Zum Beispiel durch den Kauf von regionalen Walnüssen, anstatt Mandeln aus wasserarmen Ländern. Oder ruhig noch öfter zu Kräutertee greifen und dafür mal die ein oder andere Tasse Kaffee auslassen. Dann freut sich auch die Umwelt.
Wir haben es selbst in der Hand, durch unsere Wahl der Lebensmittel einen Beitrag zur Reduzierung des virtuellen Wasserverbrauchs und zur Förderung einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion zu leisten.
Infos zum Thema virtuelles Wasser
Dein Verhalten inspiriert auch andere. Informationen sind der Schlüssel zur Sensibilisierung der Bevölkerung für das Thema Wasserverschwendung. Hier findest du ein paar Links, um dich weiter zu informieren und zu engagieren:
- BUND: Durstige Güter
- Umweltbundesamt: Wasserfußabdruck
- Oro Verde: Regenwald schützen
- Helmholz Institut: Virtueller Wasserverbrauch
- Neven Subotic Stiftung: So durstig sind unsere Produkte
- Unterrichtsmaterial: Klasse Wasser
- Sinplastic: Verbrauch und Folgen für die Umwelt
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Beitragsfoto: Steve Harvey @Unsplash
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